Nachdenken: Über Schönheit!

Wann nehmen wir uns schon mal Zeit, über Schönheit nachzudenken?

JETZT! 🙂

Meine persönliche Geschichte mit Schönheit.

Wenn ich als Kind von einem Ausflug nach Hause kam, fragte mich meine Mutter manchmal: „War’s schön?“

Dann erzählte ich ihr ganz selbstverständlich, was an dem Ausflug „schön“ war. Das ein oder andere Mal versuchte ich mich allerdings mit einer kleinen Lüge aus der Situation zu verabschieden und antwortete einfach mit „Ja“. Was eigentlich „Nein, bitte frag nicht weiter!“ bedeutete. Nämlich immer dann, wenn es „nicht so schön“ war.

Damals war der Schönheits-Begriff noch einfach. Inzwischen denke ich, dass er auch äußerst zutreffend war. Später kam ich in den schulischen Kunstunterricht und ich fühlte mich, wenn’s um Schönheit ging, einfach furchtbar inkompetent. Andere Schüler wurden für ihren guten Geschmack für das Schöne und ihre schönen Zeichnungen, Gemälde, etc. gelobt. Mein Ziel in Sachen Schönheit wurde zunehmend, mich mit einer 4 im Zeugnis heraus zu retten. Klar, gab es auch schöne Mädchen, aber da ich mich nicht zu der In-Gruppe zählte, war auch diese Art von Schönheit emotional für mich nicht nur positiv besetzt.

Mit 16 Jahren kaufte ich mir ein schönes Moped und ein paar Jahre später ein schönes Motorrad. Im Mai 1999 übersah mich eine Autofahrerin, als ich mit diesem Motorrad unterwegs war – schöne Bescherung.

Wie ist das Wort SCHÖNHEIT für dich besetzt?

Löst es ungetrübt positive Gedanken bei dir aus oder geht es dir ein wenig wie mir und du kämpfst ein wenig mit den schmerzhaften Erfahrungen, die du in deinem Kopf damit verbindest?

 

Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Vielleicht denkst du auch: Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Im Juni besuchte ich eine Konferenz, auf der es 4 Tage lang nur um Schönheit ging. Mein Kunstlehrer hätte wahrscheinlich nie für möglich gehalten, dass ich mich einmal zu so einer Konferenz anmelden würde. Tatsächlich ist mir die Entscheidung für eine Konferenz noch nie so leicht gefallen wie die Anmeldung zur SCHØN.

In seinem Leidenschaftlichen Vortrag über Schönheit stellte sich Stefan Sagmeister vehement gegen diese Aussage, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegen würde. Er vertrat hingegen äußerst überzeugend die These, dass es Prinzipien der Schönheit gibt, die überall auf der Welt gelten. Manche Formen und Farben empfinden die meisten Menschen einfach als schöner als andere.

Welche Form gefällt dir am besten?

Das sind nicht ganz die identischen Formen, die Sagmeister in seinem Vortrag benutzte. Ich kann mich auch nicht mehr genau an die Farben erinnern, die er zur Wahl stellte. Aber wir nehmen einfach mal eine Auswahl, die den Kerngedanken widerspiegelt:     

Welche dieser Farben gefällt dir am besten?

Die meisten Menschen können ohne viel Mühe die Farben und die Formen in eine klare Reihenfolge bringen. Wir kommen später nochmals darauf zurück. Die Statistiken sind auf jeden Fall überzeugend darin, dass es Präferenzen gibt, die sich auf der ganzen Welt wiederfinden.

Ungeachtet dessen, was dieses Präferenzen sind, legte Stefan Sagmeister den Finger in eine Wunde, an deren Heilung wir dringend arbeiten sollten:

[Tweet „„Das Gegenteil von Schönheit ist Wurstigkeit. Etwas ist hässlich, weil es jemandem Wurst war, wie es gestaltet wird.“ – Stefan Sagmeister]

An dieser Stelle machte es KLICK in meinem Denken …

 

Meine neue und eigenwillige Perspektive auf Schönheit.

Dass ich mich voller Freude bei einer Konferenz anmelde, von der ich mir erhoffe, neue Gedanken über Schönheit zu bekommen, verdanke ich wesentlich meinen Freunden und Mitarbeitern der letzten Jahre.

Weil ich relevant kommunizieren wollte, gründete ich das Unternehmen ahavideos.com und hatte plötzlich jeden Tag mit Designern zu tun. Guter Umgang prägt – deshalb beschäftigte ich mich selbst zunehmend mit Design. Wie beim Lernen einer Sprache bekam ich immer mehr Freude an schönem Design. Wie ein Sprachlehrling, der irgendwann über das Pauken von Vokabeln hinauswächst und die ersten bedeutsamen Gespräche führen kann. Irgendwann entsteht eine sich selbst positiv verstärkende Dynamik: Es fällt mir jetzt leichter, die Sprache des Designs zu verstehen, ich lerne neue Designer kennen und diese bringen mir wieder neue Elemente ihrer Sprache bei.

Als ich den Vorträgen über Schönheit zuhörte, bekamen meine Gedanken irgendwann eine Eigendynamik, mit der ich vielleicht der einzige unter den hunderten von Zuhörern war. Sie gingen etwa so: „Das Gegenteil von Schönheit ist Wurstigkeit.“ … das trifft ja auch auf Business-Modelle zu. Viele Unternehmen bleiben weit unter ihren Möglichkeiten, weil die Unternehmer sich nicht die Zeit nehmen, so lange über ihr Business nachzudenken, bis das Geschäftsmodell schön ist. Und viele Künstler um mich herum leiden darunter, dass sie nicht gut für ihre Arbeit bezahlt werden –  in ihrem Umgang mit Kunden, Finanzen, usw. kommt mir ihr Verhalten ziemlich wurstig vor.

Könnte es sein, dass hier eine Schönheit verborgen ist, über die es sich lohnen würde, weiter nachzudenken …?

 

Die Fortsetzung meiner persönliche Geschichte mit Schönheit.

Wenn ich heute von der Arbeit nach Hause komme, fragt meine Frau machmal: „War’s schön?“

Auch wenn es mir immer noch nicht leicht fällt, bin ich heute etwas ehrlicher mit den nicht so schönen Erlebnissen. Wenn die Früchte meines Nachdenkens und Arbeitens sich jedoch gelohnt haben, und wir wieder einen neuen Auftrag oder ein interessantes Projekt zustande gebracht haben, dann kann ich fröhlich von meiner schönen Erfahrung erzählen. Ich fühle mich dann natürlich, authentisch, fröhlich und bin dankbar, dass Schönheit in jedem Bereich unseres Lebens möglich ist. Sie wird überall dort sichtbar, wo wir die Wurstigkeit überwinden und uns den vorhandenen Herausforderungen wirklich stellen.

 

Ein Teil der Auflösung.

Ich verrate nicht, welche Form und welche Farbe weltweit an erster Stelle stehen und von den meisten Menschen auf der Welt gemocht wird. Noch eindrücklicher als den Gewinner fand ich nämlich den Verlierer in dieser Statistik.

Kannst du’s erraten?

Es ist das braune Rechteck.

… was mich vor die Frage stellt, warum wir dann überall auf der Welt bis heute braune Rechtecke bauen?

      

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