Was sollen denn die Leute denken? Die Architektur des Vertrauens — Teil 11

Jeden Montag schreibe ich eine E-Mail an alle, die regelmäßig Impulse bekommen möchten. Aktuell versuchen wir besser zu verstehen, wie Vertrauen entsteht und wie wir vertrauen aufbauen können. Wenn du am nächsten Montag auch die aktuelle Montagsmail bekommen möchtest, kannst du dich hier dafür anmelden: Zur Montagsmail-Anmeldung.

Und hier kannst du beispielhaft die Montagsmail von 24. August 2o2o lesen:

Deine Offenheit ehre ich wie deinen Mut und Freigebigkeit. 

Johann Wolfgang von Goethe


Hallo lieber Leser,

im Haus herrscht angespannte Stimmung. Die Kinder haben sich in ihre Zimmer zurück gezogen. Die Eltern sitzen am Küchentisch und schweigen sich gegenseitig an. Es ist Montagnachmittag und eigentlich haben heute alle Zeit. Der Vater hatte vorgeschlagen, gemeinsam im Nachbarort ein Eis essen zu gehen. Die Kinder waren begeistert. Die Mutter auch. Doch dann meinte sie: Was sollen denn die Leute denken? … wenn wir am helllichten Tag so gar nichts arbeiten.

Wer – wie ich – auf dem Dorf aufgewachsen ist, kennt diesen Satz nur zu gut. Vermutlich alle von uns – oder bist du einer der Glückspilze, die ihn nicht kennen? Für die meisten von uns ist es heute wahrscheinlich kein Thema (mehr), tagsüber mit der Familie ein Eis zu essen. Ich frage mich aber, ob uns diese Prägung vielleicht doch noch mehr bestimmt, als uns bewusst ist.

Schon länger denke ich darüber nach, welche Rolle Transparenz in der Vertrauensbildung spielt. Was würden deine Kunden denken, wenn sie alles in deinem Unternehmen wüssten? Ehrlich gesagt möchte ich selbst gar nicht alles von meinen Lieferanten wissen. Einige Punkte interessieren mich aber schon.

Was ich wissen möchte:

  • Was kann dieser Lieferant wirklich? Kann er’s?
  • Ist er wirklich bereit, zu tun, was er versprochen hat? Will er’s?
  • Bei stundenweiser Bezahlung: Wie ist die tatsächliche Arbeitszeit?
  • Wenn etwas schief läuft, möchte ich es frühzeitig erfahren und nicht erst selbst herausfinden müssen.

Geschäftspartner, die in der letzten Zeit mein Vertrauen verloren haben, verletzten praktisch immer einen dieser Punkte. Ich frage mich, ob falsche Scham – bedingt durch alte Prägungen – etwas damit zu tun hatte, dass sie mir einen Eindruck vermittelten, der nicht zu den Tatsachen passte.

Transparenz in den entscheidenen Punkten ist vielleicht der wirkungsvollste Pfeiler unserer ganzen Vertrauensarchitektur.

Die Frage der Woche:

Welche Art von Transparenz brauchen deine Kollegen, Kunden, Partner, damit sie dir vertrauen können?

Auch diese Woche wünsche ich dir viel Gelingen beim Gestalten!

Dein

Bereits in dieser Reihe veröffentlichte Montagsmails:

Danke, Jeff Hendricks für das Foto.

Schreibe einen Kommentar