„Denken Sie, das ist ein seriöses Geschäft?“

seriöses Geschäft

Kurz nach dem Check-in kam ich im Hotel mit einem jungen Mann in den Zwanzigern ins Gespräch. Vermutlich noch am Anfang seiner beruflichen Laufbahn, erzählte er mir von einem Geschäftsangebot, das er kurz zuvor erhalten hatte: Network-Marketing. Mit seinem Beruf hatte es nichts zu tun, wirkte jedoch finanziell attraktiv. „Denken Sie, das ist ein seriöses Geschäft?“, wollte er von mir wissen.

Erwartungsvoll schaute er mich an. Was sollte ich ihm sagen? Natürlich könnte ich ihn darauf hinweisen, die Legalität des Ganzen gründlich zu prüfen. Sozusagen der Minimalcheck in Sachen Seriosität. Aber – wäre ihm damit wirklich geholfen?

 

Ich entschloss mich, das Gespräch auf eine andere Ebene zu heben und ihm einige Gegenfragen zu stellen.

„Brennt Ihr Herz für dieses Thema?“

„Spüren Sie Leidenschaft für dieses Produkt?“

„Macht Sie diese Arbeit zu dem Menschen, der Sie gerne sein wollen?“

„Mit wem würden Sie zusammenarbeiten? Sind das Menschen, von denen Sie sich prägen lassen wollen?“

„Könnte es sein, dass Sie im Rahmen dieser Tätigkeit Ihre Beziehungen ökonomisieren, ‚verkaufen‘ und aufs Spiel setzen? Ist es das wert?“

 

Viele Menschen scheinen Jahre ihres Lebens mit legalen Geschäften zu verbringen und doch spätestens mit 50 an einem Punkt zu sein, der ihnen nicht behagt.

Wie kommt das? Vielleicht haben sie zu Beginn und während ihres Berufslebens nicht überlegt, wo ihre Entscheidungen sie hinführen werden. Wenn z.B. Geld das einzige Kriterium einer Entscheidung ist, dann ist Geld auch – im Bestfall – das einzige, was wir bekommen. Und das, was eigentlich ein simples Mittel zum Zweck sein sollte (nämlich einfacher Güter und Dienstleistungen zu tauschen) wird zum Chef über das Leben. Menschen besser macht es nicht.

 

Wenn ich darüber nachdenke, was uns zu denjenigen Menschen gemacht hat, die wir heute sind, fallen mir mehrere Einflussfaktoren ein:

  • Unsere (Aus-)Bildung/ unser „Input: Mit was wir uns intensiv (gedanklich) befassen, spurt uns in eine gewisse Richtung ein.
  • Unsere Mitmenschen: Wir werden zum „Durchschnitt“ derjenigen (5) Menschen, mit denen wir die meiste Zeit verbringen.
  • Unsere Arbeit: Automatisierte Handlungsmuster, tiefe Gewohnheiten entstehen durch wiederholte Tätigkeiten oder anders gesagt: Wir lernen, was wir wiederholt tun – die Frage ist, ob es auch das ist, was wir wirklich lernen wollen.

 

Wenn ich das, was ich hier eben geschrieben habe, lese, fordert es mich, ehrlich gesagt, selbst sehr heraus. Und es spornt mich an. Falls es Ihnen genauso geht, lassen Sie bitte nicht locker, bis Sie all das mit einem dankbaren Lächeln lesen können.

 

Ich wünsche Ihnen seriöse und erfüllende Geschäfte.

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