In dieser Folge geben wir einen persönlichen Einblick in unsere Plan B Geschichten.
Wie die meisten Menschen hätten wir gerne an unserem Plan A festgehalten.
Dieser Weg stand uns aber irgendwann nicht mehr offen. Auf diesem Weg hat Plan B für uns komplett seinen negativen Beigeschmack verloren.
Mehr dazu findest du in Armins Buch: Plan B – Höchste Zeit für Veränderung.
Wenn du mehr über uns wissen willst:
Armins Blog: https://arminruser.com/
Meikes Website: https://www.meike-schneider.de/
Transcript
Armin Ruser: Herzlich Willkommen zum Plan B Podcast, dem Podcast für Unternehmer und Unternehmerinnen, bei denen Plan B nicht mehr funktioniert oder einfach nicht mehr der beste Plan ist. Mit Meike Schneider.
::Meike Schneider: Mein Unternehmerleben wurde erst so richtig gut, nachdem ich dachte, es wäre alles verloren. Und Armin Ruser.
::Armin Ruser: Ich durfte entdecken, dass es eigentlich fast immer einen Weg gibt, solange wir nicht aufhören, mit unseren Möglichkeiten zu gestalten.
::Meike Schneider: Ja Armin, wir haben ja heute ein ganz spannendes Thema. Nämlich, wie wir, wie du zu deinem Plan B gekommen bist, und wie ich zu meinem Plan B gekommen bin. Und wie das Leben uns so ein kleines Schnippchen geschlagen hat, würde ich jetzt einmal sagen.
::Armin Ruser: Ein größeres, eher. Ja, genau. Soll ich ein bisschen hereinspringen und von meiner Geschichte erzählen?
::Meike Schneider: Absolut. Ich meine, bei dir war es tatsächlich ein größeres Schnippchen. Da kann man schon von einem steilen Berg sprechen, den du da vor dir hattest.
::. Mai:::Armin Ruser: Ich wurde operiert, und bin dann einmal aufgewacht und da haben mir meine Eltern wohl erzählt, was passiert ist und ich wollte aufstehen, weil es nicht wahrhaben wollte. Ich bin dann ins Koma zurückgefallen oder sie haben mich versenkt, das weiß man nicht so genau. Ich hatte dann irgendwie in dieser Zeit ein besonderes Erlebnis, denn ich bin nach drei Tagen aufgewacht, spürte einen Frieden und dieses ganz starke innere Bewusstsein, dass es eine gute Zukunft gibt. Aus meiner Sicht führt es definitiv irgendwie auf ein Wirken Gottes zurück, ich kann es mir nicht anders erklären. Auf jeden Fall war das etwas ganz Starkes, was mich dann in der ganzen weiteren Zeit in eine recht gute Situation gebracht hat, muss man sagen. Man kann es nicht unterschätzen, wie wertvoll es ist, innerlich einen Inhalt zu haben, wenn äußerlich alles auseinanderfällt. Denn ich hatte definitiv andere Pläne in meinem Leben. Ich war zwar zu dem Zeitpunkt Elektriker, habe als Elektriker gearbeitet und hatte aber meinen Job gekündigt, weil ich studieren wollte. Ich wollte Theologie studieren und hatte ganz andere Dinge vor.
::Armin Ruser: Und dann kommt das dazwischen und irgendwie war dann klar, vieles funktioniert zumindest nicht mehr in der Weise, wie ich mir das vorgestellt habe, und ich muss neu über mein Leben nachdenken. Und so ging dann die Phase das Leben neu zu lernen los. Das ist wirklich verrückt, in der Reha-Klinik macht man genau das. Nachdem die äußeren Sachen einigermaßen stabil sind, was bei mir nicht ganz einfach war, wegen meiner Lunge und so weiter, da gab es einige Verletzungen, die es mir noch schwer gemacht haben. Aber irgendwann war ich dann an dem Punkt, wo ich lernen konnte, wie man mit einem Rollstuhl den Bordstein hoch kommt oder eine Treppe herunter, oder wie man wieder in den Rollstuhl reinkommt, wenn man mal herausgefallen ist und solche Geschichten. Das sind alles Dinge, die ich dann neu lernen musste, und so ein neues Leben gestalte.
::Meike Schneider: Wenn ich höre, was du sagt und du hast es ja auch schon auf den Punkt gebracht - das Leben neu lernen. Es war ja nicht nur ein physikalisches neu Lernen, sondern wirklich dein ganzes Leben neu zu lernen. Deinen Plan A konntest du ja quasi in die Tonne treten, und es ging wirklich um einen ganz neuen Lebensplan zu schreiben, der wirklich in einer ganz anderen Ausgangssituation gestartet. Also solch einen körperlichen Einschnitt zu erleben, dass der Körper dich einfach nicht mehr ich so durch das Leben trägt, wie du es gewohnt warst, bedeutet ja tatsächlich alles über Bord zu werfen. Und doch hast du, das fand ich gerade sehr bemerkenswert, gesagt, da gab es irgendetwas in dir, was dir einerseits die Zuversicht gegeben hat, aber auch eine Stabilisierung von innen, dass das Leben noch nicht zu Ende ist. Da gibt es noch etwas, da ist noch Licht am Horizont sozusagen.
::Armin Ruser: Ja.
::Meike Schneider: Wie kannst du das beschreiben? War es ein Aufbäumen oder war das etwas Ruhiges?
::Armin Ruser: Ich hatte ja beides. Ich wollte, dass es so weitergeht wie bisher.
::Meike Schneider: Ja.
::Armin Ruser: Und ich fand das gar nicht cool, dass das nicht mehr geht. Das war diese eine Stimme, die von mir selber kam. Und das andere ist, glaube ich, wirklich etwas, das irgendwie von außen kommen musste, weil ich es mir nicht anders erklären kann, dass es doch diesen Frieden gibt. Und ich hatte hinterher viel Zeit zum Nachdenken. Wenn man auf der Intensivstation liegt, da hat man viel Zeit zum Denken. Lesen war relativ mühsam. Ich hatte da eine Glasscheibe oben, wo ein Buch drauf lag, und ich konnte immer zwei Seiten Lesen, dann musste ein Pfleger kommen und umblättern. Da kommt man nicht so wahnsinnig weit mit dem Buch. Ich habe da in der Zeit echt einen dicken Wälzer gelesen. Vielen Dank nochmal an alle Pfleger, die das vielleicht sehen oder hören. Aber ja, man hat immer noch viel Zeit zum Denken, bis dann jemand kommt.
::Meike Schneider: Darf ich hier einmal einhaken? Was ich ganz toll finde ist, dass in jeder Krise, die wir haben, die wir auch als Unternehmer haben können, dürfen wir nicht übersehen, dass es Menschen gibt, die uns helfen. Du hast es gerade so schön gesagt. Danke an alle Pfleger, die mich da unterstützt haben. Wir denken immer, wir sind allein auf dieser Welt in solch einer Situation. Wenn es dich jetzt nicht im Krankenhaus erwischt und die Pfleger um dich herum sind, sondern zum Beispiel ein unternehmerisches Thema. Gerade Unternehmer haben ja oft dieses Gefühl ,,Scheiße, ich bin hier allein in dieser Notsituation". Nein, das ist definitiv nicht der Fall. Es gibt in jeder Situation Unterstützungskräfte. Manchmal siehst du sie nicht gleich, weil sie nicht in Form eines Pflegers in dein Krankenzimmer kommen, aber es gibt diese unterstützenden, liebevollen, dir zugewandten Menschen. Die sind da und du wirst sie finden. Diesen Zwischenruf musste ich einfach kurz machen, weil ich aus meiner Arbeit mit Unternehmern oft erlebe, dass sie sich sehr allein fühlen.
::Armin Ruser: Ja, super. Und wenn du schon damit anfängst, dann mache ich da noch ein bisschen weiter. Es sind ja nicht nur die Leute, die sich ums Äußere kümmern, die irgendwie wichtig und hilfreich sind, sondern auch Familie, Freunde, Leute rundherum, auch irgendwie ein Anderer, der schon einmal etwas Ähnliches durchlebt oder durchlitten hat. Also ein Mann wurde für mich in meiner ganzen Reha Zeit, als auch danach noch, zu einer sehr großen Inspiration. Der hatte nämlich ziemlich genau dieselbe Lebensfülle wie ich. Also sprich, ich konnte dem irgendwie abnehmen, dass er mich versteht. Und ich fand es spannend, dass er trotzdem ganz viel hingekriegt hat. Und der war für mich immer die Messlatte, wo ich sagte, wenn der das schafft, dann muss ich das auch schaffen. Das war immer mein Ansatz. Weniger so ein Wettbewerbsdenken, sondern einfach ein Wettbewerb mit mir selber an der Stelle, und das hat mir sehr geholfen ihn zu sehen. Er hat mir den Horizont erweitert für das, was noch geht. Ganz konkret, also sprich Reisen, alleine leben und all solche Dinge hat er gemacht. Auch Skifahren und so weiter. Und dann habe ich gesagt, das probiere ich auch einmal.
::Meike Schneider: Ja toll, dass du sagst, ,,für das was noch geht". Wenn du alleine gewesen wärst, und das ist es ist ja ,was oft stattfindet, guckt man immer auf das, was nicht mehr geht. Wie viel Prozent deines Körpers gehen jetzt nicht mehr? Und letztendlich hilft dir dieser Blick gar nicht weiter, sondern das Wesentliche ist letztlich zu sagen, was geht denn noch, und wie viel ist denn damit noch möglich? Und diese Dinge wirklich plastisch vor Augen zu haben - der fährt noch Ski, der reist, das geht noch alles. Die Arme und der Kopf funktionieren noch und geben dir die Möglichkeit, daran kreativ zu werden und darauf den Fokus zu legen. Denn letzten Endes entscheidet in solch einer Situation wirklich der Fokus. Was ist da, was geht noch, und was mache ich daraus? Das ist ja dann die Grundlage für deinen Plan B gewesen, das was noch geht!
::Armin Ruser: Das ist eine Grundlage davon, die andere, die ich auf jeden Fall auch nennen möchte ist die, zu fragen, was ist denn eigentlich wichtig und was nicht? Das ist mindestens so wichtig, und hängt damit zusammen, dass Zeit zum Nachdenken uns helfen kann, zu sehen was nicht so wichtig ist. Und wer sagt denn, dass die Werte unseres Umfelds immer die richtigen sind? Wer sagt denn, dass immer mehr Konsum das Richtige ist? Wer sagt denn, dass möglichst viel Geld in der Rentenversicherung das Richtige ist? Das sind all diese Dinge, ohne die schlechtzumachen, sie sind schön und sauber, und wir lieben es ja, in so einem Umfeld zu leben, aber wir zahlen dafür auch einen hohen Preis. Wenn diese normalen Karrierebilder und was wir so alles vor Augen haben, einmal kaputt sind, und man sieht was nicht mehr geht, sagt man sich, okay ich kann nach vielen Maßstäben heute nicht mehr konkurrieren. Das kann ich ganz einfach knicken. Also zum Beispiel Waschbrettbauch ist nicht mehr.
::Meike Schneider: Aber dein Humor, der ist auf jeden Fall noch da. Hallelujah.
::Armin Ruser: Vielleicht hat er sie sogar ein bisschen weiterentwickelt in der Zeit, das kann ja auch sein. Aber man muss ja irgendwie gucken, was noch geht, das hatten wir ja vorhin. Aber ich denke, diese Dinge noch einmal zu hinterfragen ist wichtig, ohne dass ich das jetzt irgendjemanden, der das hört, in den Mund legen möchte. Aber ich finde es wichtig, sich diese Fragen zu stellen und das habe ich gemacht. Da möchte ich dich, lieben Zuhörer, wer auch immer das gerade in seinen Ohren hat, sehr ermutigen und vielleicht sogar ein bisschen herausfordern, sich das gründlich zu fragen, und nicht erst wenn du im Straßengraben liegst.
::Meike Schneider: Absolut. Und was mir einfach auch auffällt ist, dass die BWL sagt, immer höher, schneller, weiter. Wachstum, Wachstum, Wachstum! Das ist ja so ein Mantra im unternehmerischen Kontext, das wirklich zelebriert wird - höher, schneller, weiter wachsen - und dann wird alles gut. Und wer bleibt letztendlich auf der Strecke? Du und deine Persönlichkeit. Deshalb finde ich das wirklich wichtig, was du jetzt sagst, noch einmal wirklich auf Spurensuche zu gehen und sagen, was ist mir eigentlich wirklich wichtig? Was ist mir wesentlich für ein gelingendes Leben? Wie möchte ich mein Leben gestalten? Vielleicht backe ich zwei Brötchen kleiner und habe dafür die Möglichkeit, meine Beziehungen in meinem Umfeld besser zu gestalten. Ich habe mehr Zeit für Freundschaften. Ich habe vielleicht mehr Zeit für meine Beziehung und für die Familie. Was ist mir eigentlich wirklich ein wichtiges und hohes Gut? Werte sind ja das, was ich mit meinem letzten Hemd verteidigen würde. Da einmal auf die Spurensuche zu gehen.
::Armin Ruser: Ja, Werte, was ist mir wertvoll? Darum geht es ja an der Stelle. Ich glaube, den meisten von uns ist zumindest theoretisch klar, was uns wertvoll ist, aber wir leben das nicht immer. Da bin ich selber auch immer wieder einmal hereingerutscht, sogar noch nach meinem Unfall. Also da bin ich auch nicht fertig mit der ganzen Story, aber ist es das, wo unsere Zeit gerade reingeht? Ist das wirklich das Beste, was wir gerade mit unserer Zeit machen können? Ist es wirklich so sinnvoll, eine halbe Stunde an der Tankstelle anzustehen, weil der Sprit gerade fünf Cent billiger ist? Oder gibt mit der Zeit nicht Sinnvolleres einzusetzen, was sich vielleicht sogar finanziell am Ende noch positiver auswirkt? Also das sind einfach solche Fragen, die wir uns stellen müssen, und da kommen wir direkt einmal zu dir. Erzähle doch einmal, wie deine Wand ausgesehen hat, gegen die du mit so viel Enthusiasmus gefahren bist.
::bruch, den ich erlitten habe.:::ang ja, aber nicht auf Dauer.:::Armin Ruser: Hast du denn zu dem Zeitpunkt in der Firma gearbeitet und wie viel daheim? Was würdest du sagen?
::Meike Schneider: Morgens um fünf bin ich schweißgebadet aufgewacht, habe an meine Kundenthemen gedacht, dann das Kind versorgt, bei der Tagesmutter abgegeben, und bin in die Firma gerast. Ich war 9 Uhr da, und habe mich um die Probleme und Themen meiner Mitarbeiter, der Kunden und so weiter gekümmert. Die eigenen Themen, die ich eigentlich angehen wollte, blieben natürlich immer liegen. Logisch. Dann habe ich auf die Uhr geschaut, dann war es schon wieder mittags um Vier. Ich hatte nichts gegessen und kaum etwas getrunken, weil ich mich selber komplett vergessen hatte. Dann bin ich zur Tagesmutter gehetzt, und habe auf der letzten Rille das Kind abgeholt. Die war meistens die letzte, die abgeholt wurde, weil ich natürlich immer zu spät war. Das hat mich extrem gestresst. Es hat mir auch so wehgetan, mein eigenes Kind abzugeben, ich wollte das gar nicht. Ich wollte ja eigentlich Mutter sein und ich hatte meine Firma auch entsprechend ausgerichtet. Ich hatte jemanden eingestellt, die meine Rolle übernehmen und mir ein Jahr lang Freiheit verpassen sollte.
::Meike Schneider: Und nach drei Monaten hat sie gesagt Sie geht. Und dann saß ich da mit einem Säugling in der PR-Agentur, das funktioniert überhaupt nicht. Meine Kunden haben natürlich toll mitgemacht, die haben diesen Wahnsinn sogar noch ermöglicht. Ich wäre heute dankbar gewesen, hätten sie gesagt, ,,Schneider, tickst du eigentlich noch richtig?" Aber ich war da mit Stillbaby, eine kurze Pause, uns dann ging es weiter im Strategie Meeting, wenn die Tochter schläft. Also im Nachhinein eigentlich eine komplette Absurdität, was ich da gemacht habe. Damals war es völlig normal, weil als Unternehmerin macht man das ja so! Man sagt, man muss immer da sein für die Kunden und alle anderen haben Vorrang vor mir. Das führt natürlich in die Situation, dass ich von morgens fünf bis abends, wo das Kind schläft, irgendwie im Daueralarm war. Als das Kind dann im Bett war und geschlafen hat, habe ich meinen Laptop aufgemacht, Punkt und Komma in der Pressemeldung korrigiert, und bis nachts um 12 Uhr E-Mails beantwortet, also mein eigentliches Geschäft gemacht, und um 12 Uhr völlig erschöpft den Laptop zu gemacht, um in einen komplett unruhigen Schlaf zu fallen, keine Erholung zu finden und morgens um vier, halb fünf wieder hochzuschrecken. Wenn ich es dir heute erzähle, denke ich, ,,Um Gottes Willen!"
::Armin Ruser: Du würdest wohl jeden schütteln, der dir das erzählen würde. Aber so sind wir Menschen, in solchen Situationen. Das ist ja auch cool, dass wir das können, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
::Meike Schneider: Ich habe mich ja auch selber innerlich geschüttelt. Ich habe mir in meinem unternehmerischen Umfeld natürlich den Austausch gesucht, und ich wusste auch, was eigentlich zu tun wäre. Ich wusste ziemlich klar, was ich tun kann, damit es anders wird. Die Frage war: Warum habe ich es nicht getan? Warum habe ich den Schalter nicht umgelegt? Warum habe ich eigentlich erst diesen Gong von meiner Seele und von meinem Körper gebraucht? Ich sagte dann: ,,So Schneider, jetzt bleibst du einmal hier liegen und hältst ganz schön die Füße still". Letztendlich war die Diagnose eine schwere Depression. Alle haben von einem Jahr Auszeit gesprochen. Ich habe sofort gespürt, nein, ich brauche zwei Jahre Auszeit, und die habe ich dann auch genutzt, weil da kam dann natürlich auch noch diese verdrängte Geschichte mit meiner Mutter on top dazu.
::lappt bin, nämlich im Januar:::Armin Ruser: Du hast das vor deinem Crash schon gemacht?
::Meike Schneider: Das war vor meinem Crash. Drei Monate vor meinem Zusammenbruch habe ich genau diese Entscheidung getroffen und es war eine Entscheidung, nämlich zu sagen: ,,Hey! Ich will mein Leben haben, so wie ich mir es vorstelle, und ich entscheide mich jetzt für mich und für mein Leben."
::Meike Schneider: Jetzt muss man ja provokant sagen, dann bist du gecrasht, also trifft man die Entscheidung lieber nicht, und macht weiter wie bisher. Oder was ist die Konsequenz?
::Meike Schneider: Ich wäre vielleicht zwei Monate später gecrasht. Also der Crash war unausweichlich, weil mein emotionaler, psychischer Akku war tiefenentladen. Und wie beim Handy könnte man ihn einstecken, aber ich habe ihn halt nicht eingesteckt. Was ist passiert durch diese Entscheidung? Ich habe durch diese Entscheidung etwas ganz Abgefahrenes gemacht. Ich wollte immer meinen Schreibtisch leer haben. Ich wollte immer in diese Unternehmerrolle hinein, und heraus aus der PR- Fachfrau und Managerrolle. In einem Monat nach dieser Entscheidung war mein Schreibtisch leer. Armin, ich hatte nichts mehr auf meinem Schreibtisch liegen.
::Armin Ruser: Hast du dann auch nichts mehr verdient, oder ging das trotzdem gut weiter?
::Meike Schneider: Das ging super weiter, ich hatte ja tolle Mitarbeiter. Ich habe ihnen die Arbeit nur endlich einmal tatsächlich mit aller Verantwortung übergeben. Ich war endlich in dieser ,,Frühstücksdirektorinnen - Rolle", so habe ich es damals genannt. Ich war endlich Unternehmerin. Ich war raus dem operativen Scheiß und konnte an der eigenen Firma arbeiten. Und dann war es natürlich so, dass dort ein Freiraum war, wo mein Körper gesagt hat, ,,Hey, cool, sie hat was kapiert. Juhu! Sie hat weniger auf der Agenda. Wir können anfangen das Restaurationsprogramm zu starten." Und die Seele hat auch gesagt, ,,Hey, sie hat es kapiert. Juhu, ich darf mich erholen." Natürlich kommen dann solche Zipperlein zu Tage und natürlich macht es dann irgendwann ,,Buff" und der Körper holt sich das, was er braucht und die Seele holt sich auch was sie braucht. Ich glaube, du kannst diese Entscheidung treffen und du brauchst diesen Zusammenbruch nicht. Das brauche es nicht zwingend, und du brauchst auch den Unfall vom Armin nicht, um dein Leben tatsächlich zu gestalten. Ich glaube, das ist die wichtigste Botschaft überhaupt. Es braucht nicht immer diesen riesen Knall, und es braucht nicht immer das große Unheil. Manchmal reicht ein kleiner ,,Gong" den du kriegst und vielleicht hast du den Gong schon gekriegt. Und ich könnte mir vorstellen, du hast den ,,Gong" schon gekriegt und denkst jetzt: ,,Oh shit!".
::Armin Ruser: Vielleicht könnte Meike's Geschichte dieser ,,Gong" sein, das wäre ja eigentlich geschickter. Ich denke immer wieder, ,,Man, wie cool wäre das jetzt mit zwei gesunden Beinen durch die Gegend zu marschieren und das alles gelernt zu haben". Das wäre ja eigentlich die bessere Variante, und wäre viel entspannter.
::Meike Schneider: Ja, in der Tat. Und ich bin auch sehr dankbar, dass mein Körper tatsächlich wieder wieder gut aus dieser Nummer herausgekommen ist. Und ich hatte natürlich die Befürchtung, ob da seelisch irgendwelche Themen bei mir bleiben. Ich glaube, die wichtige Botschaft ist, auch da kannst du neu starten und Heilung herbeiführen. Also auch solche traumatischen Erlebnisse, wie ich sie erlebt habe, sind heute in meinem Leben kaum mehr ein Thema. Es kommt manchmal vielleicht noch einmal ganz leicht hoch, aber lange nicht mehr so, wie es mich damals belastet hat. Auch da hat es bei mir die Hilfe eines sehr guten Psychologen gebraucht, der mit mir den Weg gegangen ist. Diese Menschen im Umfeld - Familie, Freunde - das ist so wesentlich. Und als Unternehmer denken wir oft, wir müssen es alleine schaffen. Kennst du das, Armin, dass du damals auch dachtest, ich muss da alleine durch?
::Armin Ruser: Bin da bis heute nicht ganz geheilt, um ehrlich zu sein. Theoretisch weiß ich, dass es nicht so ist, aber man muss ja über seinen eigenen Schatten springen, den eigenen Stolz überwinden, um dann wirklich jemand anderen um Hilfe zu fragen. Und dann muss es immer auch im Gesamtkonstrukt passen, denn selbst wenn mir jemand helfen könnte, heißt es nicht immer, dass es ein win-win ist. Das muss man sich dann schon gut überlegen. Da hängt ja immer ganz viel dran. Wenn es einfach wäre, könnte ja jeder, sage ich immer. Es ist immer noch eine Herausforderung, aber wichtiger ist ja, dass es geht, dass wir Dinge verändern können, und dass es oft für die anderen sogar cooler ist, wenn wir ihnen mehr zutrauen und ihre Hilfe auch in Anspruch nehmen.
::Meike Schneider: Danke für diesen Satz! Ja, ganz genau. Es ist cooler, wenn wir andere um Hilfe bitten und ihnen mehr zutrauen oder ihnen einfach Dinge komplett abgeben. Menschen wollen uns ja auch helfen. Die Mitarbeiter, die wir haben, kommen ja auch, weil sie sagen, ,,Hey, ich will mich da einbringen in dieses Unternehmenskonstrukt und meinen Beitrag dort leisten." Und wir müssen denen natürlich auch etwas zutrauen. Das wichtigste Learning, dass ich aus meiner Geschichte hatte, war tatsächlich um Hilfe zu bitten. Da war ich echt bockbeinig und halsstarrig ohne Ende, und habe wirklich gedacht ich muss es alleine hinkriegen und die Zähne zusammen beißen. So war ich die Hälfte meines Lebens unterwegs, und heute sage ich, da ist doch absurd. Da gibt es viele Menschen, die zu meinem Leben beitragen wollen, und ich lasse sie doch gerne herein in mein Leben und lasse sie da diesen Beitrag leisten. Vielleicht auch in deine Richtung noch einmal die Ermutigung, Armin. Ich glaube, es gibt unheimlich viele Menschen, die in deinem Leben ein Beitrag sein und dich supporten wollen. Und wenn du jetzt zuhörst, auch du wirst Menschen haben, die dich gerne unterstützen wollen. Wir haben heute schon ganz viel gesprochen, und wollen auch noch einmal Lust machen auf das nächste Mal, wenn wir uns wieder treffen und uns unterhalten, Armin. Und da haben wir dieses Thema, in das wir noch tiefer einsteigen wollen, nämlich was macht eigentlich Veränderung mit uns? Was passiert da im Innern und was hast du für Möglichkeiten und Chancen, deine eigene Veränderung aktiv zu gestalten?
::Armin Ruser: Veränderung kommt ja auf verschiedene Arten auf uns zu. Ist es die Veränderung, die um uns herum passiert? Da haben wir jetzt gerade gesellschaftlich und wirtschaftlich ziemlich viel, was um uns herum passiert, aber auch die Veränderungen, die wir selber initiieren, die Dinge, die wir selber verändern wollen. Beides hat seine eigenen Dynamiken und ich freue mich darauf, nächste Woche mit dir darüber zu sprechen, was es mit uns dann macht und wie man damit gut umgehen kann.
::Meike Schneider: Genau. Und wie du unternehmerisch und für dein Leben davon profitieren kannst. Also es lohnt sich, glaube ich, wahrlich bei uns immer wieder rein zu hören und das nächste Mal mit dabei zu sein, wenn es heißt, ,,Was macht Veränderung mit uns?".
::Armin Ruser: Genau. Und wenn du die nächste Folge nicht verpassen willst, dann klicke bei Apple Podcast oder wo auch immer du gerade Podcasts hörst auf den Subscribe Button und teile diese Folge auch gerne mit anderen Leuten von denen du denkst, die müssten das jetzt eigentlich auch mal hören.
::Meike Schneider: Ganz genau. Da freuen wir uns, wenn du dein Netzwerk ein bisschen unterstützt. Ich glaube, du tust auch etwas Gutes für denjenigen, denn Inspiration kann jeder Unternehmer, aus meiner Sicht, immer gebrauchen.
::Armin Ruser: Super! Bis zum nächsten Mal. Gute Woche, bis dann.