Was im Leben zählt.

Was zählt im Leben?

Manchmal, besonders wenn meine Tage vollgepackt sind mit Terminen, trifft diese Frage mich unvermittelt. Auf einmal ist sie da und ich bekomme sie nicht mehr aus meinem Kopf heraus. 

Gleichzeitig erscheinen auf dem Bildschirm meines MacBooks ständig neue Nachrichten, die mit einer gewissen Dringlichkeit vermitteln, unglaublich wichtig zu sein. 

  • Ein neues Marketing-Werkzeug – ist das wirklich wichtig?
  • Die neuen Corona Zahlen – sind sie wirklich wichtig?
  • Aktuelle Entwicklungen rund um den amerikanischen Präsidenten – sind sie wirklich wichtig?
  • Der dringende Gesprächswunsch eines Kunden – wie wichtig ist das in diesem Moment?

Ja, irgendwie ist das schon alles wichtig. Diese Dinge komplett zu ignorieren, wäre keine gute Strategie. Gleichzeitig bin ich mir aber sicher, dass keines dieser Themen mich eines Tages beschäftigen wird, wenn ich kurz vor meinem Tod auf mein Leben zurückblicke. 

Das Leben vom Ende her betrachten ist eine hilfreiche Perspektive, um zu klären was im Leben zählt. 

Wir entdecken was im Leben zählt, wenn wir das Ende im Blick haben. 

Das erste Mal habe ich diesen Gedanken bei Steven Covey so klar formuliert gefunden. Er nannte sein zweites Prinzip der Selbstführung „Begin with the End in Mind“. Dafür hat er eine Übung empfohlen, die mir mein Coach vor vielen Jahren zur Aufgabe machte: 

Schreibe deine eigene Grabrede aus Perspektive der 3 Menschen, die dir am nächsten stehen. 

Dabei kamen bei mir berufliche Themen nur am Rande vor und Politik erschien in diesen Reden überhaupt nicht. Meine Beziehungen und mein Charakter waren im Fokus. Ich möchte, dass meine Lieben sich einmal an Momente erinnern, in denen ich für sie da war und in denen ich Perspektive, Hoffnung und ganz praktische Dinge geschenkt habe. 

Die Perspektive vom Ende ist jedoch nicht das einzige, was im Leben zählt. Es gibt noch einen anderen Aspekt, der mir vor allem dann klar wird, wenn es völlig ruhig um mich wird: Das leise Flüstern der Seele.

Unsere Seele sagt uns, was im Leben zählt. 

Was nützt es, wenn wir äußerlich – auch vom Ende her gesehen – ein gutes Leben hatten, wenn es es uns auf dem Weg dorthin nicht gut gingt?

Am deutlichsten wird tritt dieser Aspekt bei vielen von uns abends – in dem Moment kurz vor dem Einschlafen – hervor. Fühlst du dann Frieden? Kommen deine Gedanken zur Ruhe? Oder musst du deine lauten Gedanken womöglich sogar mit Alkohol oder Medikamenten zur Ruhe zwingen?

In unserer Seele kommt auf erstaunliche Weise unser ganzes Leben zusammen. 

Dort spüren wir die Auswirkungen davon, wie wir mit unserem Körper umgegangen sind: Ob wir genügend Bewegung, Schlaf und gutes Essen hatten. 

Dort spüren wir die Auswirkungen davon, wie wir mit unseren Geist umgegangen sind: Ob wir Gutes gelernt haben. 

Dort spüren wir die Auswirkungen unserer Beziehungen: Ob wir uns selbst zu wichtig genommen haben, oder ob wir uns in den Dienst der menschlichen Gemeinschaft gestellt haben. 

Vielleicht möchtest du eine Herangehensweise, die mir dabei hilft, auch mal ausprobieren:

Im Gebet oder beim Tagebuchschreiben bekomme ich manchmal wertvolle Hinweise dazu, was meine Seele braucht. Wenn ich dieser Stimme gut zuhöre, stellt sich ein Frieden ein, den ich auf andere Art noch kaum gefunden habe.

Damit dieser Frieden uns auch im Alltag erhalten bleibt, müssen wir uns nochmals kurz mit den „Möchtegern-Wichtigkeiten“ des Lebens beschäftigen. Wir kommen nicht daran vorbei, unser Verhältnis zur Zeit zu hinterfragen. 

Wir erleben, dass das Leben zählt, wenn wir unsere Zeit wert-schätzen. 

Wir wollen den Dingen Raum geben, die im Leben zählen. Richtig? Ich habe noch niemanden getroffen, der nicht zumindest theoretisch diesen Wunsch hat. Die meisten von uns geben aber irgendwann enttäuscht auf, weil wir es nicht schaffen, diesen Wunsch mit der Praxis unserer Alltagsanforderungen in Einklang zu bringen. 

Ein neues Verständnis von Zeit hat mir diesbezüglich sehr geholfen. 

Die Uhren ticken bei uns allen mit derselben Geschwindigkeit. Trotzdem erleben wir Zeit mal schneller und mal langsamer. Diesen Aspekt können wir uns zunutze machen. Wenn wir unter Zeitdruck sind, haben wir das Gefühl, dass die Zeit schneller vergeht. Wenn wir in Ruhe unterwegs sind, ist alles entspannter. Die Herausforderung besteht also darin, jeden vermeidbaren Zeitdruck zu eliminieren. 

Dafür gibt es drei Regeln:

  1. Nur Dinge tun, die uns wichtig sind
  2. Nur mit Dingen beschäftigen, an denen wir selbst etwas ändern können.
  3. Aufgaben in Blocks bearbeiten.  

Wenn wir diese drei Regeln auf die tausend Dinge anwenden, die täglich auf unseren Schreibtisch und in unser E-Mail Postfach kommen, haben wir plötzlich viel mehr Zeit für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind. 

Ich hoffe, dass dieser Impuls dir dabei hilft, immer mehr das Leben zu leben das du dir wünschst und das dich dorthin bringt, wo du wirklich hin möchtest. 

Wenn du beim Thema Zeit gerne noch tiefer einsteigen möchtest, kannst du das mit diesem Video tun: 

Das Buch von Daniel Pink, das ich im Video erwähne: WHEN.

Gerne kannst dich (links) auch zu meiner Montagsmail anmelden, um jeden Montag einen kurzen Impuls für zum Gestalten der neuen Woche zu bekommen. 

Paradigmen: Filter durch die wir die Welt sehen.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass andere ein ganz falsches Bild von mir haben.

Gleichzeitig kenne ich das auch von mir selbst. Personen, die ich nicht besonders mochte, entpuppten sich plötzlich als beeindruckende Persönlichkeiten, nachdem ich sie besser kennengelernt hatte.

Nein, es waren nicht die Personen, die sich plötzlich verändert haben. Was sich verändert hat, war mein Blick auf sie. Man könnte auch sagen: Der Filter hat sich verändert, mit dem ich sie gesehen habe.

Wir alle gehen mit diesen Filtern durch die Welt. Bei Verliebten ist der Filter rosarot, bei unerfahrenen Berufsanfängern ist er grün und wenn wir zornig sind, sehen wir besonders wenig – dann sehen wir nämlich schwarz.

Diese Filter, auch Paradigmen genannt, bestimmen, wie wir die Welt sehen, verstehen und interpretieren.

Das Krasse daran ist, dass wir die Filter anderer nur sehr wenig beeinflussen können. Paradigmen entwickeln und festigen sich nämlich permanent. Viele Menschen haben schon 20, 30 oder 60 Jahre Paradigmen-Entwicklung hinter sich. Jeder Tag ist jedoch auch eine Chance, seine eigenen Paradigmen zu hinterfragen und damit aktiv weiter zu entwickeln. Oder manchmal haben wir AHA!Erlebnisse, die unser ganzes Denken und unseren Blick auf ein Thema auf einmal auf den Kopf stellen.

Warum haben wir überhaupt Paradigmen?
Paradigmen sind wie Landkarten. Sie heben Dinge hervor, die (aus Erfahrung) besonders wichtig dafür sind, dort anzukommen wo wir hinwollen. Im übertragenen Sinn helfen sie uns, unsere Ziele zu erreichen. Wenn wir alles in gleichem Maß wahrnehmen würden, hätte unser Gehirn keine Chance, die ganzen Informationen zu verarbeiten und wir würden wie gelähmt feststecken.

Doch sind Paradigmen wie Landkarten nie die Wirklichkeit selbst, sondern nur eine Vereinfachungen der Wirklichkeit. Aber sie helfen uns in der Wirklichkeit voran zu kommen.

Von Zeit zu Zeit ist es gut, wenn wir unsere Filter, durch die wir die Welt sehen, hinterfragen. Dafür gibt es psychologische Werkzeuge wie Persönlichkeitstest. Die einfachste Variante, die uns sogar meist kostenlos zur Verfügung steht, ist, anderen Menschen zuzuhören. Andere Menschen haben nämlich andere Erfahrungen gemacht als wir. Deshalb sehen sie die Welt mit anderen Augen und können uns Dinge zeigen, die unser Filter schon lange ausblenden.

Für alle, deren Filter häufig sagt „das geht doch eh nicht!“, kann das folgende Video ein guter Anfang zur Filterüberprüfung sein: